Unter Lenkerflatter versteht man die Angewohnheit der Diva bei bestimmten Geschwindigkeiten, meisten bei unter 50 km/h, mit dem Lenker Schüttelbewegungen auszuführen. Dies tritt nur auf wenn man den Lenker komplett los lässt, also freihändig fährt, aber auch wenn der Lenker nur mit einer Hand festgehalten wird bzw. die zweite Hand nur locker auf dem Griff aufliegt. Der Vespa Pilot merkt dabei richtig wie der Lenker hin- und herschlackert. Die Lenkerbewegungen gehen dabei von leichten Hin- und Herbewegungen bis hin zu großen und kräftigen Ausschlägen. Die betroffenen Fahrer haben den Eindruck, dass sich die Bewegungen wie ein Resonanz Phänomen aufschaukeln und immer kräftiger werden, solange bis sie den Lenker wieder fest mit beiden Hände festhalten.
Für unsere beiden Vespen haben wir sowohl einen Satz Räder mit Winterreifen und einen mit Sommerreifen. Da ein Radsatz nur sechs bis neun tausend Kilometer hält, hat man bei einer Sommerfahrleistung von ca. 10.000 km mehrfach im Jahr das Problem wie wuchtet man die neu aufgezogenen Räder.
Wuchten bei den Profis
Unsere Versuche bei verschiedensten Reifenprofis, endet fast immer mit unzureichenden Ergebnissen. Die Ursache liegt dabei ziemlich auf der Hand. Obwohl teure und professionelle Wuchtmaschinen zum Einsatz kommen, fehlt ein geeigneter Adapter um das Vesparad reproduzierbar und vor Allem zentriert zu fixieren. Meist versucht man die Fixierung des Rades auf der Achse zu erreichen in dem man einen Hartgummi Konus auf der einen Seite der Achse der Wuchtmaschine aufsteckt und das Rad damit gegen einen zweiten Hartgummi- oder auch Metall Anschlag auf der Achse drückt und einklemmt. Der schräge Konus soll dazu führen, dass sich das Rad durch die zentrale Öffnung in der Felge mittig, Achsen-symetrisch auf der Achse befindet. Der Anschlag, meist im Durchmesser nur ein wenig größer als der Achsendurchmesser soll für eine senkrechte Lage im 90° Winkel zur Achse sorgen. Bei mehreren Reifen-Fachbetrieben habe ich mir diese Prozedur näher angeschaut und die Ergebnisse schienen immer eher rein zufällig zu sein. In Anbetracht der geringen Angriffsflächen auf der einen Seite an der Felge selbst und auf der anderen an dem verwendeten kleinen Anschlag, kein besonders erstaunlicher Effekt ist. Letztes Jahr hatte ich erst nach dem dritten, professionellen Versuch ein akzeptables Ergebnis und beim Fahren nicht mehr das Gefühl Rodeo zu reiten.Deshalb hatte ich mir schon vor einiger Zeit überlegt einen Wuchtbock zu kaufen. Ein Wuchtbock ist eine Art Gestell. Oben in diesem Gestell befinden sich auf jeder Seite zwei kugelgelagerte Laufräder. Darauf wird eine Achse gelegt auf der das zu wuchtende Rad befestigt bzw. gehalten wird, Allerdings steht man mit dem eigenen Wuchtbock vor dem dem gleichen Problem wie die Profis:
Wie fixiert man das Rad auf der Achse?
Schnell wurde mir klar, dass man mit der "eigenen" Wuchtanlage auch ein ziemliches Fass aufmacht. Denn man benötigt nebst dem eigentlichen Wuchtbock, eine Achse mit Adpater für das Vesparad und final wie sich am Ende herausstellte nicht ganz trivial auch passende Wuchtgewichte. Alles zusammen schlägt dann mit erheblichen Zeitaufwand und gut dreihundert Euro zu buche. Übrigens natürlich war bei dem Wuchtbock serienmäßig auch eine Achse mit Konus und Gegenanschlag dabei. Aber für ein Vesparad so offensichtlich ungeeignet, dass sich auch nur ein Versuch damit verbeten hatte.![]() |
Vespa Vorderrad Nabe fixiert auf Stahlachse |
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Vesparad mit Wuchtadapter montiert im Wuchtbock |
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Gut zu sehen die kugelgelagerten Laufräder. Unten die zur korrekten Lagebestimmung wichtige Wasserwaage |
Die Kugellager des Wuchtbcks machen einen sehr soliden und funktionellen Eindruck. Einen ersten Wuchtbock von der Tante hatte ich sofort wieder zurück geschickt. Das Teil war einfach nur für's Altmetall konstruiert. Da haben sich die Lager nicht mal gedreht und nötige Ausstattungsmerkmale wie eine Wasserwaage oder gut einstellbare Füße um die Lage bzw. Fixierung des gesamten Gestells "im Wasser" sicherzustellen gab es überhaupt nicht. Wie auch bei einem 50 € Teil? Erst im zweiten Anlauf bei dem großen Kfz-Teile Lieferanten ím bayerischen Raum Stahlgruber gab es für etwas mehr als dem doppelten Preis ein wirklich "preiswertes" Gerät.
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Eine Wasserwaage ist ein unverzichtbares Hilfsmittel für einen Profi-Wuchtbock |
Wuchten im Garten
Nach dem ich dann alle wichtigen Teile zusammen hatte konnte ich einen ersten Wuchtversuch, bei schönsten Wetter auf unserer Terrasse machen. Ausgestattet mit einem Weißbier, reichlich Zeit konnten die ersten Experimente über die Bühne gehen.![]() |
Wuchtanlage im Garten |
Theorie
Dann fragte ich mich und nun? Was ist eigentlich physikalisch gesehen das Ziel des Wuchtens. Um neben der Praxis auch ein wenig Theorie in die Sache einzuführen bemühte ich den entsprechenden Beitrag in Wikipedia zu "Wuchten" hier wird auch gut das Ziel meienr Bemühungen beschrieben:"Ziel ist es nicht nur, den Schwerpunkt des auszuwuchtenden Rades so einzustellen, dass er mit dem Mittelpunkt der Drehachse zusammenfällt, sondern auch, dass sich die senkrecht zum Rotationskörper Rad stehende Hauptträgheitsachse nicht nur mit der Rotationsachse schneidet, sondern auf ihr liegt."
Praxis
Nach dem das Rad seinen Ruhepunkt erreicht hatte, musste zwangsläufig, der schwerste Punkt sich unten befinden. Deshalb klebte ich erst Mal 20g auf die gegenüberliegende Seite der Felge. Aber dies hatte noch nicht den gewünschten Effekt.![]() |
35g Wuchtgewichte mit provisorischer Verklebung |
Erst als ich das Gewicht auf 45 g erhöhte, merkte man deutlich, dass dann das Rad nicht immer wieder den selben Ruhepunkt suchte, sondern nach jedem Anschupsen an beliebigen Position zum Stillstand kam. Auch konnte ich das Rad von Hand weiter drehen und es blieb immer an der Stelle stehen, zu der ich es hin drehte. Man kann dies gut in dem folgenden Video sehen.
Bei diesen Versuchen stellte sich auch heraus, dass die Gewichte die ich besorgt hatte nicht unbedingt optimal waren. Denn wenn höhere Gewichte wie z. B. 45 g benötigt wurden, verteilte sich das Gewicht über eine erhebliche Länge an der Felge. Ich fand heraus, dass je näher das "Gesamtgewicht" an dem fraglichen Punkt lag um so größer war die kompensierende Wirkung. Im Laufe der Woche fand ich dann noch bessere Gewichte von Frankenindustrie TYP K7.
Hier sieht man was quasi im Gegenversuch passiert, wenn man von einem gewuchteten Rad, in Ruhelage das Gewicht entfernt.
Wichtige Adressen zum Thema Wuchten
Stahlgruber GmbHInternet: http://www.stahlgruber.de
Metallbau und Schlosserei Körtge
Kirchtruderinger Straße 28
81829 München
Telefon: +49 / 89/425404
Mail: info@koertge-metallbau.de
Internet: http://www.koertge-metallbau.de
Franken-Industrie /
WEGMANN automotive GmbH & Co. KG
Rudolf-Diesel-Straße 6
97209 Veitshöchheim
Telefon: +49 931 / 32104 - 0
Mail: info@wegmann-automotive.com
Internet: http://www.franken-industrie.de
Neimcke GmbH & Co.KG
Am Industriepark 21
D-84453 Mühldorf/Inn
Internet: http://www.neimcke.de
Neimcke Niederlassung München
Ammerthalstraße 13-17
85551 Kirchheim b. München
Telefon: +49 / 89/ 60 81 04 - 0
Mail: verkauf.muenchen@neimcke.de